Paul Scheitlin, „Hymne an den Pudel“, 1840
Mantrailing ist also eine lang bekannte Arbeitsweise, die gerade wieder neu entdeckt wird. Doch wie funktioniert so etwas? Und wie bringt man es einem Hund bei? Es gibt viele, ganz unterschiedliche Auffassungen darüber, hier möchte ich meine Sicht auf dieses Phänomen wiedergeben. Denn ein Phänomen ist Mantrailing auf alle Fälle: Für uns Menschen ist es unvorstellbar, was im Kopf, in der Nase, in der Gefühlswelt des Hundes passiert, wenn er eine Spur verfolgt und den gesuchten Geruch teilweise nach Tagen noch aus Tausenden von anderen Gerüchen findet.
Anhand eines Referenzgeruchs sucht der Hund die frischeste Spur derjenigen Person, zu der dieser Geruch gehört. Dabei wird der Hund in der Regel an einer 5-10 Meter langen Leine geführt. Leicht entsteht der Eindruck, dass der Mensch am anderen Ende der Leine nichts weiter tun muss, als dem Hund hinterherzulaufen. Natürlich, der Hund hat die Nase, nicht der Hundeführer. Aber: das weiß der Hund nicht. Und so wie uns der Hund im Alltag ständig beobachtet und aus jeder unserer Regungen zu erraten versucht, was wir von ihm erwarten, genauso reagiert er beim Mantrailing auch auf jede Bewegung des Hundeführers. Unsere Körperhaltung und unsere Positionierung auf dem Trail sind daher wichtige Elemente, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Und nicht zu vergessen: unsere Körperhaltung drückt immer auch unsere innere Haltung aus - auch dies sollte im Training berücksichtigt werden.
Und es kommen noch weitere Elemente hinzu, die wir Menschen häufig vergessen und die doch einen großen Einfluss auf die Suche haben können: der Hund
Doch wie sollen wir nun dem Hund erklären, wie er eine bestimmte Spur zu verfolgen hat? - Wo wir doch nicht einmal wissen, nach welchen Partikeln des menschlichen Geruchs der Hund tatsächlich sucht. Und wie können wir also entscheiden, ob der Hund an einer bestimmten Stelle noch den Geruch der versteckten Person vorfindet? Eine Einteilung des Verhaltens des Hundes in „richtig“ und „falsch“ ist hier also gar nicht möglich. Zudem lernt der Hund auch beim Mantrailing sehr selektiv und generalisiert viel weniger, als wir erwarten. Kleine Schritte mit vielen Variationen sind daher ein guter Weg, um den Lernprozess des Hundes zu steuern und darauf Einfluss zu nehmen. Eine entspannte Atmosphäre und Training ohne Druck - so ist optimales Lernen möglich, für den Hund und den Hundeführer!
Im Laufe der Zeit lernt der Hundeführer, seinen Hund immer besser zu lesen und auf dessen Körpersprache zu reagieren. Gleichzeitg lernt der Hund, immer besser zu „sprechen“, also deutlicher in seinem Ausdruck zu werden. Und nachdem man sich als Einsteiger eine ganze Weile mit der eher technischen Seite des Mantrailings wie dem Leinenhandling geplagt hat, während der Hund das Mantrailing-Einmaleins erlernt hat, ist es dann irgendwann so weit: Der Hundeführer spürt über die Leine seine Verbindung zum Hund und kann sich ganz auf dessen Fähigkeiten verlassen, der Hund ist völlig auf die Spur fokussiert, hat den Raum zum Arbeiten, den er benötigt, und gleichzeitig die Sicherheit, dass sein Mensch bei ihm ist und ihn unterstützt … und dann versteht man endlich den oft zitierten Satz:
Mantrailing ist Teamarbeit